Bei unserem Surftrip letztens war auch ein professioneller Fotograf, der uns gern seine Fotos übers Internet verkaufen würde. Das brauch ich aber gar nicht, ich kann das ja auch hier verlinken.



Der eigentliche Grund dieses Posts ist jedoch, dass ich mal was übers Studium schreiben wollte. Ich besuch jetzt hier 3 Vorlesungen (obwohl ich für 4 zahlen muss, aber da mir die 4. nix bringt, geh ich da auch nicht hin). Zum einen Wind Engineering, was eigentlich ganz interessant ist, dann Advanced Thermal Systems, was das einzige Fach ist, das ich mir im Vertiefungsfach anrechnen lassen kann und natürlich meine geliebte Winemaking Vorlesung, die ich gerne als nichttechnisches Wahlfach hätte. Grundsätzlich ist das Studiensystem in Neuseeland ein bisschen anders aufgebaut als in Deutschland. Will heißen unter dem Semester muss man viel mehr tun. Hier ist es gang und gäbe, dass man in jeder Vorlesung Assignments (Hausaufgaben) bekommt, die dann einen Teil der Note bilden. Dafür hab ich hier auf regelmäßiger Basis nur 2x2 Stunden die Woche und auf unregelmäßiger Basis meine Weinvorlesung. Mein Professor in Advanced Thermal Systems (mein leider wichtigstes Fach) hat es besonders gut mit uns gemeint und als eines seiner Assignments uns aufgetragen ein Paper über ein aktuelles Forschungsthema zu verfassen. Mein Thema lautet Heat Transfer Enhancement with Nanoparticles. Als Basis sollen wir 20+ andere Paper runterladen und dann mal 15-20 Seiten dazu schreiben. Das ganze sollen wir so nebenher machen und wir haben 3 Wochen dafür Zeit. Das ist der Grund warum ich grad die meiste Zeit vor meinem Computer sitze und mich langweile. In Wind Engineering hab ich mir heut auch ein Assignment abgeholt wobei das nicht einen so umfangreichen Eindruck auf mich gemacht hat.
Beim Winemaking läuft das ganze ein bisschen anders. Die Vorlesungen habe ich alle bis auf 2 schon hinter mir. Studienbegleitend läuft ein Winemaking Projekt. Das heißt wir machen unseren eigenen Wein. Letzten Montag waren wir hierzu schon auf Waiheke Island (Im Hauraki Gulf, gleich neben Rangitoto Island, dem Vulkan auf dem ich war) zur Weinlese.


Wir (so an die 30 Leute) haben insgesamt so um die 5 Tonnen weiße Trauben geerntet, die wir dann direkt auf der Insel zum Pressen und Coldsettling (ich denk mal das bedeutet man lässt den Wein ein paar Tage stehen um die Häute etc. zu entfernen) gebracht haben. Es gibt auch Alternativen zum Pressen, hab jedoch keine Ahnung wie diese Methoden auf deutsch heißen, drum lass ich das mal unerwähnt. Letzten Freitag dann haben wir den Saft am Institut angeliefert bekommen. 3500 Liter feinster Traubensaft. Hatte einen Brix-Wert von 22, was bedeutet, das 22 Massenprozent des Safts Zucker waren. Hat hervorragend geschmeckt und ich hab als alter Schwabe und Gourmet natürlich gleich meine Wasserflasche ausgeleert und mit Saft aufgefüllt. Der Brix-Wert gibt außerdem auch an welchen Alkoholgehalt der Wein haben wird (vorausgesetzt man fügt nicht künstlich Zucker zu). Wir zielen so auf 12,5 Volumenprozent Alkohol, jedoch ist das keine exakte Wissenschaft. Der Wein kam in Behältern von 1000 Litern an und wurde von uns dann Fässer umgefüllt. Ein Fass umfasst 225 Liter (kostet neu 2000 Dollar) und seit ewiger Zeit ist die Fassgröße konstant, da es wohl das ideale Verhältnis von Volumen zu Oberfläche hat. Grundsätzlich heißt es immer egal was man ändert, das es den Geschmack beeinflusst, aber ich als Süßweintrinker habe da so meine Zweifel (die ich jedoch nicht äußere...). Naja zurück zum Umfüllvorgang. Die ganzen Fässer stehen jeweils auf einer Palette und sind mit Holzkeilen unterlegt, damit sie nicht rollen können. Unglücklicherweise musste man vom Laster in die Halle über einen Absatz fahren, was mit einem vollen 225 Literfass nicht so einfach ist. Einmal haben wir es geschafft, das das Fass von der Palette gerollt ist. Prinzipiell ist das sehr gefährlich, weil wenn das Fass mal rollt ist das gar nicht mehr so leicht zu stoppen. So wie das Schicksal es wollte stand natürlich genau ich neben dem Fass woraufhin mir dann doch einiges an Saft über die Hose gelaufen ist. Durch gemeinsame Anstrengungen haben wir es dann tatsächlich geschafft, das Fass wieder auf die Palette zu hieven. Dann hat jeder von uns eine bestimmte Hefe bekommen (was wiederum jedem Faß zu einem anderen Geschmack verhilft, wobei man das sogar merken würde...) beziehungsweise zwei Fässer werden auch mit natürlicher Fermentation beaufschlagt. Dann haben wir noch etwas Superfood für die Hefe beigemischt und konnten uns vom Acker machen. Seither muss täglich jemand mein Fass auf Temperatur und Brix kontrollieren, was meistens ich bin. Steigt die Temperatur über 21 Grad oder so, kommt das Faß in den Kühlraum, damit die schnelle Fermentation den Geschmack nicht verdirbt... der Zuckergehalt (Brix) wird ganz einfach über eine Dichtemessung mit einem
Aräometer gemessen. Der Nachteil ist jedoch das sich aufgrund des CO2s lauter Gasblasen am Messgerät festsetzen was die Messung verfälscht, weshalb man das Aräometer drehen muss. Im Moment produzieren die Fässer ziemlich viel CO2, weshalb sich der Kühlraum über Nacht damit anreichert. In Chemie hab ich schon in der Schule gelernt, das früher schon viele Leute daran erstickt sind, was ich jedoch wusste, das dieses Phänomen auch heute noch in der Weinindustrie seine Toten fordert. Ich als Wissenschaftler werde jedoch vorsichtig sein und den Kühlraum kräftig lüften vor dem Eintreten.
Wenn die Fermentation abgeschlossen ist werden alle Weine zusammengekippt.
Ein anderer Teil der Vorlesung umfasst noch Laborarbeit, da lernt man die Analysetechniken zur Bestimmung der Inhalte des Weins beziehungsweise des Fruchtsaftes.
Kannst du mal ausfindig machen, unter welchem Namen der von euch erzeugte Wein im Handel zu finden ist? Oder ist das alles für den Eigengebrauch der Uni gedacht?
AntwortenLöschenFossil Bay Vineyard
AntwortenLöschenWaiheke Island
Chardonnay
ist aber alles für den Eigengebrauch der Uni, wobei das erstens ziemlich teuer ist und zweitens hab ich keine Ahnung was die Uni pro Jahr mit 3500 Litern hochklassigem Weißwein macht...
Samstag, 11.04.09 ist laut der momentanen Prognose von wetter.com der erste Tag des Jahres, an dem es in Ravensburg wärmer wird als in Auckland. Ich freu mich schon :-)
AntwortenLöschenAlso, als ich in Australien war nannte man solche Aktionen "fruit picking". Wie hoch ist denn dein Stundenlohn...?
AntwortenLöschenWas denkste denn was mit dem Wein passiert? Wieviel Professoren sind denn bei dir an der Uni, haha..